SURSUM CORDA

SURSUM CORDA

SURSUM CORDA – EMPOR DIE HERZEN

ist der Ruf des Zelebranten zu Beginn des Hochgebets in der Messe und sollte den Eintritt in eine Mysterien-wirklichkeit markieren, die dem profanen Bewusstsein und Denken unzugänglich ist und als mythisch geprägte Ritualhandlung die Verwandlung der Welt und der Menschen zum Inhalt hat  –  vergleiche das Toten-gedenkmahl und Abendmahl an der Schwelle  und im Übergang in eine andere Welt.

Auch Lichtvisionen und seelische Durchbruchserlebnisse, die einem Menschenleben eine andere Richtung geben oder ursprünglich Verschüttetes in eine neue Realität heben, sind Zeugen einer übergeordneten Bestimmtheit, in die Menschen eintreten können und eine letztlich unaussprechliche höchste oder tiefste Wahrheit als „Sehen“ und  „Hören“ erleben.

Dichtungen und Musik sind Begleitformen und Ausdruck von Erlebnissen in solchen anderen räumlichen und zeitlichen Dimensionen. Von hier aus bekommt der Geist, der alles lebendig macht, existentielle Bedeutung.

SURSUM CORDA soll heissen, über das Alltagsbewusstsein hinaus sich zu öffnen, sich mittragen lassen, den Aufstieg zu suchen in individueller und gemeinsamer Übung und Erfahrung: Mythendrama und Bibliodrama sind Möglichkeiten dazu, bewusst gestaltete Rituale und Liturgien eine verschüttete Quelle.

GEPRIESEN SEI der schmucklose Holztisch
goldner Wein mit dem Mahl der Sonne
Spiele des Wassers auf spiegelnder Decke
schlaflos im Eck blättriger Philodendron.

1959 veröffentliche der griechische Dichter ODYSSEAS ELYTIS sein Hauptwerk AXION ESTI. Der griechische Titel bedeutet WÜRDIG IST ES (zu preisen) und nimmt das Hochgebet der orthodoxen wie katholischen Messliturgie auf; so beginnt auch das orthodoxe Preislied auf die THEOTOKOS, die Gottesmutter: Elytis‘  will in seiner Dichtung des hohen Stils rühmen und preisen: die ganze PHYSIS (Natur)  und der KOSMOS im Anklang an die liturgischen Texte. Vielfältige Impulse aus der Bibel, aus den alten Griechen und der neugriechischen Dichtung besingen die Idee der Verwandlung der Welt durch das Wort, die Liebe und die Träume des kämpferischen und reinen Menschen. Dieser Kampf gilt nicht einer radikalen Strukturveränderung, sondern ist eine Offenbarung der wahren Gestalt unserer Welt. Sie preist er in unvergesslichen Versen auf die Schönheit, Rauheit und Farbigkeit der griechischen Landschaft.

MIKIS THEODORAKIS hat Teile daraus vertont: Dieses Oratorium ist für das moderne Griechenland eine Art geistiger Nationalhymne geworden.

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